Vor einiger Zeit habe ich einen Ausflug ins schöne Bern (Schweiz) gemacht, um dort Regina Blatti und ihre kleine Biokosmetik-Linie arc en sol kennenzulernen. Ich hatte Regina Blatti beim Naturkosmetik-Camp 2015 in Tirol kennengelernt und sie hatte mich eingeladen, einmal bei einer kleinen Chargenproduktion dabei zu sein. Das habe ich mir natürlich nicht zweimal sagen lassen und möchte euch an meinen Erlebnissen teilhaben lassen.
arc en sol – eine kleine Schweizer Naturkosmetik-Manufaktur
Das Label arc en sol teil sich in zwei Bereiche:
- in das Kosmetik-Institut am Falkenplatz in Bern
- und die Kosmetik-Manufaktur, die momentan noch bei Regina Blatti zu Hause produziert.
Im Kosmetik-Institut bietet Regina Blatti verschiedene Gesichts- und Körperbehandlungen mit ihrer selbst-produzierten Kosmetik an. Die Produkte der Kosmetik-Manufaktur werden zu Hause bei Regina Blatti hergestellt, ettikettiert und online oder durch Partner vertrieben. Auch in ein paar ausgewählten Bio-Hotels kommen die Produkte zur Anwendung.
Alle Produkte von arc en sol sind zertifiziert und 100% biologisch, d.h. es ist vergleichbar mit einer Demeter-Zertifizierung. Zur besseren Transparenz kann man die Zertifizierungen auf der Homepage einsehen.
Produziert wird in Handarbeit und es werden stets nur kleine Chargen hergestellt, um so die bestmöglichste Frische und Qualität garantieren zu können.
Das Gesicht hinter dem Label ist Regina Blatti. Sie kommt ursprünglich – wie ich – aus dem Sozialen Bereich, bildete sich dann aber weiter zur eidgenössisch-geprüften Kosmetikerin und zur medizinischen Masseurin und suchte den Weg in die Selbstständigkeit.
„Genauso wichtig wie die Gesunderhaltung und Schönheit der Haut sind für mich der achtsame Umgang mit den natürlichen Ressourcen sowie die nachhaltige Produktion und eine reziklierbare Verpackung. Aus diesem Grund habe ich die Bio-Produktelinie arc en sol entwickelt.“
Dafür steht sie und im Gespräch war ich sehr beeindruckt über die Leidenschaft und das Know-How, das Regina Blatti mitbringt.
Die Bio-Zertifizierung
Die Produkte von arc en sol sind seit drei Jahren zertifiziert. Die Zertifizierungen sind alle auf der Homepage einsehbar und schaffen somit Transparenz dem Kunden gegenüber. Spannend fand ich den tieferen Einblick in solch einen Zertifizierungsprozess. Zertifizierungen kosten einen Kleinunternehmer (im Verhältnis) eine grosse Summe Geld und müssen jedes Jahr erneuert werden.
Ich erfuhr, dass in der Schweiz die Bio-Zertifizierung noch strenger ist als in der EU und dadurch auch als hochwertiger angesehen werden kann. In Italien darf beispielsweise ein potenzielles Bio-Feld ein Jahr nicht gedüngt werden, bevor man dort Bio anpflanzen darf. In der Schweiz darf das Feld 7 Jahre nicht gedüngt werden, damit dort Pflanzen mit der Bio-Knospe angebaut werden dürfen.
Was ich ebenfalls gelernt habe ist, dass es in der Schweiz nicht zwingend eine lateinische INCI-Deklaration auf den Produkten braucht, bzw. es den Herstellern überlassen bleibt. Das wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Die Produkte von arc en sol sind zum besseren Verständnis nur auf Deutsch deklariert.
Die Produktpalette
Die Produktpalette von arc en sol besteht aus:
- Blütenreinigungsgel: Eine sanfte Reinigungsemulsion. Für alle Hauttypen geeignet. Das Blütenreinigungsgel mit ein paar Tropfen Wasser emulgieren und die Gesichtshaut damit leicht kreisend reinigen. Reinigt, schützt und pflegt die Haut zugleich. INCI: Kakaobutter, Aprikosenkernöl, Lindenblütenhydrolat, Ringelblumentinktur, Hamamelishydrolat. 35,- CHF.
- Rosentonic: Der besondere Feuchtigkeitsschub mit Rose und Hamamelis, der die Haut belebt und ihr ein frisches und strahlendes Aussehen verleiht. Für alle Hauttypen geeignet. INCI: Zaubernusshydrolat, Lindenblütenhydrolat, Cistrosenhydrolat, Rosenhydrolat. 32,- CHF
- Körperbalsam: Für die extrem trockene Körperhaut, für Babys und in der Schwangerschaft bei Dehnungsstreifen. Ist ein ganz spezielles Produkt, sparsam im Gebrauch und rasch einziehend. Er wirkt wie ein schützender und pflegender Mantel. Auch für Massagen geeignet. Ganz ohne Wasser und Hydrolate. INCI: Kokosöl, Weizenkeimöl, Sheabutter, Kakaobutter, Ätherische Öle: Orange, Zitrone. 100 ml = 53,- CHF.
- Anti-Stress-Fluid: Straffendes Feuchtigkeitsfluid für die sensible Haut, mit hohem Anti-Aging-Effekt. Beruhigt und pflegt empfindliche, allergische und zu Rötungen neigende Haut (auch für den Herrn nach der Rasur geeignet). INCI: Granatapfelkernöl, Arganöl, Himbeersamenöl, Kakaobutter, Aloe-Vera-Tinktur, Kornblumenextrakt, Zaubernusshydrolat, Glycerin, Johannisbrotkernmehl, Ätherische Öle: Karottensamen, Grapefruit. 30 ml = 59,- CHF.
- Augenbalsam: Eine sanft glättende Augenpflege mit Augentrost, zur Pflege der sensiblen Augenpartie. Eine besonders reichhaltige, wirkungsvolle Kombination aus kostbaren pflanzlichen Wachsen und Ölen. Kann im Winter auch als Kälteschutz für das Gesicht verwendet werden. Ausserdem anwendbar für die Lippen oder für die Gesichtspflege. INCI: Aprikosenkernöl, Leindotteröl, Sheabutter, Kakaobutter, Lindenblütenextrakt, Augentrostauszug, Ätherische Öle: Neroli, Melisse. 15 ml = 49,- CHF.
- Granatapfel-Serum: Gegen die ersten Spuren der Hautalterung. Revitalisierend, aufbauend, nährend für trockene und/oder sehr empfindliche Haut. Rasch einziehende kostbare Öle (Granat-, Argan- und Nachtkerzenöl) sind hier zu einem Kosmetikum der Spitzenklasse kombiniert. Das Serum kann bei sehr trockener Haut auch mit oder unter der Rosencreme verwendet werden. Tags sollte das Serum eher als Zwischenschritt („für drunter“) dienen, nachts kann es als alleinige Pflege verwendet werden. INCI: Granatapfelsamenöl, Nachtkerzenöl, Arganöl, Wildrosenöl, Ätherische Öle: Geranium, Rosenholz, Zitrone. 25 ml = 49,- CHF.
- Feuchtigkeitsgel: Ein leichtes Gel mit entgiftendem Korianderextrakt für die feuchtigkeitsarme Haut. Nicht fettend, rasch einziehend, klärend bei Hautproblemen. Bei unreiner- und grobporiger Haut als Tages- und Nachtpflege. Kann auch als glättender Feuchtigkeisspender unter der Rosencreme verwendet werden, sowie als abschwellendes Gel bei Stauungen rund um die Augenpartie. INCI: Zaubernusshydrolat, Kokosöl, Borretschöl, Agar-Agar, Koriander. 30 ml = 45,- CHF.
- Rosencreme: Intensive Feuchtigkeitspflege für ein strahlendes Aussehen, mild und aufbauend, nährt und beruhigt die Haut. INCI: Wildrosenöl, Jojobaöl, Traubenkernöl, Rosenblütenhydrolat, Ringelblumentinktur, Kokosfett, Maniokstärke, Sheabutter, Glycerin, Ätherisches Rosenöl. 30 ml = 54,- CHF.
- Peeling: Wird nur für die Hotels hergestellt. Eine Variante, die man selbst mischen könnte: Granatapfel-Serum plus Salz.
- Ganz neu gibt es jetzt auch eine Zaubernusscreme (speziell für die reife und empfindliche Haut entwickelt, verbessert die Elastizität der Haut und die Hautstruktur) und ein Vital-Serum (für die trockene bis sehr trockene Haut, stärkt die natürlichen Hautfunktionen und unterstützt die Collagenbildung).
Das Konzept hinter den Produkten ist: Eine kleine Auswahl an Produkten, die alle Bedürfnisse zur Pflege von Gesicht und Körper abdecken und untereinander misch- und kombinierbar sind. Die Kosmetik sollte sehr sparsam verwendet werden, da die Funktionen der Haut unterstützt und nicht beeinträchtigt werden sollen.
Wie bereits erwähnt werden meist nur kleine Chargen produziert. Die Produkte sind dann 18 Monate haltbar (Ausnahme Rosencreme: 12 Monate) und sollten nach dem Öffnen innerhalb von 6 Monaten aufgebraucht werden.
Regina Blatti gab mir auch einen detaillierten Einblick in die verwendeten Rohstoffe, die sie bei ihrer Produktion verwendet. Tinkturen (z.B. Ringelblume und Echinacea) erhält sie vom Bio-Bauernhof Obereichi in der Nähe. Mazerate (wässrige Basis) und andere Tinkturen (Ölbasis) setzt sie teilweise auch selbst an und verwendet diese dann in ihren Produkten. Die meisten Öle stammen von der kleinen Ölmühle Bern, die ebenfalls bio-zertifiziert ist und sehr hochwertige Öle herstellt. Die Pressung wird schonend unter 37°C durchgeführt. Die Hydrolate stammen aus Bregenz, die Sheabutter von einem Projekt in Südafrika und das Arganöl aus einer marokkanischen Fraueninitiative. Regina Blatti konnte mir über ihre Rohstoffbezüge genaue Auskunft geben und mir schien, dass sie viel Wert darauf legt zu wissen, woher ihre Rohstoffe kommen und wie die Qualität ist.
Die Chargen-Produktion der Rosencreme
Nach einem leckeren Kaffee und vielen Informationen ging es dann an das Rühren der Rosencreme. Auf den folgenden Bildern habe ich die „Produktion“ für euch dokumentiert:
Zuerst werden das Hydrolat und die Öle abgemessen und in verschiedene Bechergläser gegeben.
Die Öle (Wildrosenöl, Jojobaöl, Traubenkernöl, Kokosöl) und das Rosenblütenhydrolat werden erhitzt (ca. 40°C). Das Hydrolat wird ebenfalls erhitzt, damit es später besser emulgieren kann. Sheabutter und Glycerin (aus Zuckerrohr gewonnen) werden zugegeben. Glycerin findet nur in der Rosencreme Verwendung – ansonsten in keinem anderen Produkt. Laut Regina Blatti gleitet die Creme dadurch schöner und befeuchtet die Haut besser.
Dann wird das Hydrolat zu den Ölen gegeben und verrührt. Das Kokosfett sorgt für die Bindung. Auf den Bildern kann man deutlich sehen, wie sich die Farbe und auch die Konsistenz verändert. Dies ist der spannendste Teil der Herstellung.
Dann wird alles mit einem Pürierstab lange gemixt.
Die Creme muss danach etwas abkühlen und wird dann noch ein zweites Mal gemixt, bevor sie in vorher desinfizierte Tiegelchen gegeben wird. Danach wandern die Tiegel in den Kosmetik-Kühlschrank.
Fazit
Ich war ehrlich gesagt sehr erstaunt, wie „einfach“ solch eine Herstellung ablaufen kann. Letztendlich ist das Emuligieren in meinen Augen der Hauptknackpunkt im Herstellungsprozess. Es hatte sehr viel Charme in der Küche von Regina Blatti zu stehen und zuzusehen, wie sie bewaffnet mit Gummihandschuhen und Mundschutz geduldig und ruhig die Rosencreme zusammenrührte. Das hatte so gar nichts von „Massenwahre“ und grossen Kosmetikmarken. Kosmetik muss nicht immer „spektakulär“ in der Herstellung sein. Gerade das Puristische spricht mich bei arc en sol sehr an. Die Qualität der Rohstoffe ist sehr hoch und machen meiner Meinung nach die Produkte aus. 100% Bio und mit Bedacht gewählte Bezugsquellen in einer möglichst umweltfreundlichen Verpackung.
Das hat natürlich seinen Preis – wie ihr oben sehen konntet. Es lässt den ein oder andere sicher schlucken. Doch wer Wert auf hochwertige Gesichtspflege mit biologisch-zertifizierten Inhaltsstoffen legt, der ist bei arc en sol sicher an der richtigen Adresse.
Ich durfte das Blütenreinigungsgel und die Rosencreme selbst testen und habe mir nach einem Monat ein Bild von den beiden Produkten gemacht. In der Kürze kann ich sagen: Ich habe die Produkte trotz ätherischer Öle sehr gut vertragen (und das ist bei mir Priorität Nr. 1), mochte den natürlichen Rosenduft der Rosencreme sehr gerne und war erstaunt über die gute Reinigungskraft des Reinigungsgels. Und ich muss sagen – auch wenn sich das vielleicht ein wenig blöd und nicht nachweisbar anhört: Ich hatte den Eindruck, man spürt die hohe Qualität der Rohstoffe auf der Haut.
Leider haben sich auf Dauer die sehr reichhaltige Rosencreme und meine Post-Pillen-geplagte Haut nicht sonderlich gut verstanden, so dass sich meine Mama über den Rest der ergiebigen Creme gefreut hat. Diese ist nach einer Woche testen ebenfalls sehr angetan. Ein ausgiebigeres Fazit wird eventuell noch folgen.
Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass ich keinerlei Bezahlung von arc en sol für diesen Beitrag bekomme. Sowohl die Anreise nach Bern als auch die Zeit für diesen Beitrag steuere ich aus eigener Tasche bei. Ich schreibe diesen Beitrag aus freien Stücken (auch wenn er sehr arbeitsintensiv war) und möchte damit einem kleinen Unternehmen die Chance geben, sich der Naturkosmetik-Welt vorzustellen. Gerade die kleinen Firmen, die oft mit viel Leidenschaft und Kreativität für ihre Sache leben, sprechen mich an und ich steuere gerne meinen Teil dazu bei. Lieben Dank Regina Blatti für deine Zeit und die interessanten Gespräche!
Mögt ihr gerne kleinere NK-Labels? Was sind eure „Neuentdeckungen“? Kennt ihr arc en sol? Habt ihr euch schonmal mit Bio-Kosmetik beschäftigt?
Wie toll, liebe Regina!
Erstmal finde ich es ziemlich toll, dass du diese Manufaktur vorgestellt hast und auch gleich einen tollen Einblick geben konntest. Es klingt richtig toll, was du da schreibst.
Die Produkte sehen obendrein auch ziemlich gut aus – hast du mittlerweile noch andere Produkte getestet? Und weißt du, ob sie auch nach Deutschland liefern?
Blütenreinigungsgel und Anti-Stress-Fluid klingen für mich gerade toll!
Grünste Grüße
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Die Marke kenne ich noch gar nicht, danke fürs Vorstellen. Die Produkte schauen sehr gut aus und ich mag, wie immer, diese minimalistische Zusammensetzung, toll! Schade, dass Du die Rosencreme weitergeben musstest, aber so ist das leider manchmal. Mir sind die Cremes von MG irgendwann auch zu reichhaltig geworden für die tägliche Anwendung, benutze sie daher nur hin und wieder.
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Wow das sieht ja spannend aus! Ich hätte auch nicht gedacht, dass man so „einfach“ zuhause produzieren kann. Auch sehr schön zu wissen, dass die Inhaltsstoffe aus der Nähe kommen! 🙂
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Sehr interessant!
Werden die Produkte außerhalb der Schweiz verkauft? Ich denke, für die EU ist eine INCI-Deklaration vorgeschrieben. Ich persönlich würde much darüber freuen, also über INCI und einen Verkauf in Deutschland.
Dass die meisten Produkte ohne Glycerin auskommen, ist toll. Jetzt müsste ich nur noch wissen, ob Cetyl-/Cetearylalkohol eingesetzt wird.
Ich mag kleinere Manufakturen auch gern!
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